Das Unternehmen hat den Algorithmus umgestellt – mal wieder. Instagram bevorzugt plötzlich wieder Bilder. Keine Reels! Wie es dazu kaum und warum diese Trotzdem solltest du nicht auf Videos verzichten solltest. (Mit Update!)
Ein Reichweiten-Anstieg von mehr als 600 Prozent – durch Bilder
Auf Instagram bin ich mit drei Accounts unterwegs. Ein Profil für den Zeilenschlinger-Podcast und das Lektorat, meinem Buch- und Autorenmarketing Account und einem Autorenaccount. Alle drei haben eine andere Zielgruppe und einen anderen Zweck. Dementsprechend haben sie auch eine andere Content-Strategie.
Während ich im Marketing-Account auf Reels und Carousels setze, beim Autorenprofil eine Mischung aus allen Formaten ausgespielt wird, läuft der Podcast-Account überwiegend mit Bildern. In einer Woche ist plötzlich die Reichweite und die Interaktion rasant gestiegen – um mehr als 600 Prozent. Ohne etwas an der Strategie geändert zu haben. Zum Vergleich: Die Reichweite vom Marketing-Account ist in der gleichen Zeit um 9,7 Prozent gewachsen. (Das Autorenprofil existiert erst seit einer Woche)
Aber Instagram betont doch, wie wichtig Reels sind, oder?
2022 hat Instagram zu jeder sich bietenden Gelegenheit die Wichtigkeit von Video betont. Noch im Juli wurden sämtliche Videoformate auf der Sozialen Plattform für Reels erklärt. Ein Zeichen, welch hohe Bedeutung dieses Medium hat.
Doch das stößt auch auf Kritik. Der Vorwurf: Instagram würde nur noch Tiktok kopieren. Die Kurzvideoplattform hat tatsächlich einen großen Einfluss auf die Ausrichtung von Instagram. Das liegt vor allem daran, dass Tiktok seine Nutzer deutlich länger auf seiner Plattform halten kann. Die Verweildauer liegt laut t3n hier im Schnitt bei 95 Minuten. Instagram hat da mit durchschnittlich 51 Minuten das Nachsehen.
Also: Kurzvideos halten die Nutzer länger auf der Plattform. Daher folgt Instagram (Übrigens auch YouTube mit YouTube Shorts und Pinterest mit Creative Pins) diesem Trend, weil es sonst schlicht nicht überleben würde.
„Make Instagram Instagram again – sincerely, everyone“
Vor zwei Monaten ging plötzlich ein Post viral. Kein Video. Ein Bild. Weißer Hintergrund, schwarze Schrift. Der Text: „Make Instagram Instagram again…“ (siehe unten). Mehr als 2 Millionen Menschen haben diesen Post von der Fotografin Tati Bruening geliked.
Der Hashtag #makeinstagraminstagramagain wurde mehr als 7000 mal genutzt. Das Bild mehrfach – selbst von Prominenten wie Kylie Jenner geteilt. Es wurde sogar eine Petition ins Leben gerufen, allein die deutsche Variante wurde mittlerweile mehr als 300 000 Mal unterschrieben (Stand September 2022).
Und Instagram hat reagiert.
Plötzlich Fotos in, Video out
Ich habe die Theorie getestet und das Ergebnis hat mich erstaunt.
In etwas zur gleichen Zeit habe ich ein Bild und ein Video mit dem gleichen Inhalt auf Instagram gepostet. Um zu gucken, welcher Beitrag mehr Reichweite und mehr Interaktion hat. Noch vor wenigen Wochen wäre solch ein Experiment gar nicht nötig gewesen.
Tatsächlich konnten beide Beiträge innerhalb von 5 Stunden ähnlich viele Menschen erreichen. Das Bild lag mit 254 Menschen sogar leicht vor dem Video. Besonders überraschend. Der Bild-Beitrag wurde auch Nicht-Followern vorgeschlagen. Gerade diese Empfehlungen waren bisher vor allem Reels und Carousels vorbehalten. Bildbeiträge wurden in den letzten Monaten nur einem Bruchteil der eigenen Followerliste angezeigt.
Ein kleiner Disclaimer. Natürlich ist dies nur ein Beispiel und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit!
Aber was heißt das jetzt?
Nur noch Fotos keine Reels mehr – Eine vorübergehende Änderung
Diese Entwicklung ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Laut dem amerikanischen Instagram-Coach Brock Johnson, der sich mithilfe von Reels eine Followerschaft von mehr als einer halben Million Menschen und ein gut laufendes Unternehmen aufgebaut hat, sieht es nur als eine zeitweise Umstellung.
Schon in der Vergangenheit berichtet er von Kontakten innerhalb der Reihen von Instagram und weist auch in einer Story am 9. September 2022 daraufhin, als er verkündet, dass diese Umstellung nur vorübergehend sei. Dieses Experiment würde laut Johnson nicht gut verlaufen. Was dies genau bedeutet, erklärt er nicht. Vermutlich wird jedoch diese Umstellung einen negativen Einfluss auf die Verweildauer in der App haben. Johnson betont außerdem, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass Menschen stärker auf Videos als auf Bilder reagieren würden. Er rät dazu, weiterhin Reels zu drehen und diese Zeit auszusitzen.
Ob er wirklich Recht behalten wird, zeigt sich in den nächsten Wochen.
Wenn diese Umstellung tatsächlich einen negativen Einfluss auf die Verweildauer hat, macht Instagram mit diesem Experiment Millionen Verluste. Denn verbringt ein Nutzer weniger Zeit bei Instagram, kann der Algorithmus ihm auch weniger Werbung vorschlagen. Und genau diese Verweildauer ist eben für Marketer ein wichtiger Faktor, wo sie Werbung in welchem Maße schalten.
Also jetzt noch schnell die Chance nutzen und ein paar Bilder posten. Doch wer ganz auf Video-Formate verzichtet, wird eine erneute Umstellung nicht gleich mitbekommen. Also lieber auf eine Strategie setzen, die alle Formate der Plattform beinhaltet.
Update: Eines darfst du nicht vergessen – Den Zeitfaktor
Nach 5 Tagen sah die Lage jedoch anders aus. Zwar hat das Bild auf den ersten Blick noch immer mehr Interaktion, aber das Reel hat eine Reichweite, die drei Mal höher ist. Denn diesen Faktor hatte ich nicht bedacht. Bildposts verlieren auf Instagram etwa nach 48 Stunden ihre Relevanz, Reels können sogar nach Wochen noch Fahrt aufnehmen.
Das liegt nicht nur daran, dass Reels besser ausgespielt werden. Es liegt daran, dass Informationen durch Videos besser/ zumindest schneller vermittelt und aufgenommen werden.
Auch Menschen, die sich über den Post gefreut haben, haben das Bild zwar geliked, aber das Video geteilt.
Also nutze alle Formate, die Instagram die bietet. Wenn du deine Posting-Strategie heterogen aufbaust, kannst du nur gewinnen.
