Mit der Veröffentlichung ihres Debüts „Freedom“ im Dunkelsternverlag ist das Thema Bookrelease für Meike Piechota noch brandaktuell. Mit mir hat sie über ihre Strategie und Erfahrungen in dieser Zeit gesprochen. Und weshalb sich man manchmal einfach trauen sollte.

Dieses Interview ist ja eine Operation am offenen Herzen. Im Juli ist dein Buch erschienen. Also: Wie sieht der perfekte Buchlaunch aus?

Meike: Beim Thema Marketing gibt es nie diese Pauschallösung. Ja, ich bin Autorin und ja, ich habe ein Buch veröffentlicht. Ich habe auch einen Marketing-Hintergrund. Ich habe nicht nur Marketing studiert, sondern habe mittlerweile 10 Jahre Online Marketing Erfahrung.

Aber ein: „Mach das genau so und dann wird das auf jeden Fall klappen.“ Nee. Da muss ich schon mal enttäuschen. Dinge verändern sich ja auch einfach.

Wann hast du mit deinem Plan für dein Bookrelease begonnen?

Meike: Angefangen habe ich mit dem bekannten Cover-Reveal. Das war so 6 Woche vor dem Release. Ich war sehr happy mit meinem Cover, weil es auffällig ist.

Dann habe ich eine relativ klassische Bloggertour gemacht. Ich habe lange überlegt, ob ich das mache. Aber ich wollte es ausprobieren. Ich weiß, dass die Arbeit mit Bloggern kritisch beäugt wird. Aber ich wollte ein ehrliches, offenes und möglichst objektives Feedback bekommen. Ich habe dann schon früh Recherche betrieben und gezielt Bloggerinnen gesucht, zu denen mein Buch passt. Aber auch bewusst welche, bei denen ich mir sicher wahr, das wird schwierig mit uns. Ich habe zum Beispiel eine Bloggerin aus dem Bereich Romantasy angeschrieben, um zu wissen, wie Romantasy ist mein Buch.

„Ich habe auch keinen großen Blogger-Aufruf gemacht, ist bin in den direkten Austausch gegangen.“

Meike Piechota

Kannst du ein bisschen über Zahlen sprechen?

Meike: Angeschrieben habe ich 25 Profile. Ich habe eigentlich bei allen eine Antwort bekommen. Davon haben 18 wirklich gesagt, dass es auch zeitlich passt. Deswegen ist auch wirklich ein Punkt, früh genug anzufragen. Und am Ende haben 11 bei der Bloggertour mitgemacht und eine Person hat abgebrochen. 20 Rezensionsprofile waren für mich das Limit. Das war gut so. Ich kann nur alle ermutigen, sich einfach trauen, die Menschen anzuschreiben. Was ich für tolle Leute kennengelernt habe! So habe ich auch Hanna kennengelernt.

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Wie hast deinen Buchlaunch geplant und hast du ein Tool genutzt?

Meike: Ich bin da so ein kleiner Monk. Ich liebe es, Listen zu schreiben. Das ist für mich persönlich wichtig. Ich brauche Planungssicherheit. Ich kann das nur empfehlen, um ein bisschen mehr Struktur und Zielführung zu haben. Ich habe überlegt, worauf fokussiere ich mich, um den Launch direkt. Im Frühjahr, als das Veröffentlichungsdatum feststand und auch die Bemühungen des Verlags feststanden, habe ich mit der Planung begonnen.

Für mich war der Hauptfokus Instagram, weil auch der Verlag da sehr aktiv war und weil ich mir da eine gewisse Reichweite aufgebaut habe. Was poste ich, wann poste ich, auf was für einer Platzierung. Ich habe alle Formate genutzt, um eine große Präsenz aufzubauen. Es gibt auch noch andere Kanäle und es gibt Offline.

Ich habe begonnen, in meinem Freundeskreis zu recherchieren. Ich habe nachgefragt, wo findest du neue Bücher. Findest du die auf Instagram? Niemand von meiner Familie und Freunde guckt dort nach Büchern. Ein/ zwei gucken nach Blogs. Sonst über Buchhandlungen und natürlich Mundpropaganda. Abseits von Influencern und Bloggern. Mir war klar, dass ich auch Offline stattfinden muss. Da war der erste Schritt für mich: Podcasts.

„Viele, die lesen, hören auch Podcasts.“

– Meike Piechota

Wie viele Podcast-Interviews hast du gemacht?

Meike: Wie viele Podcasts, weiß ich jetzt gar nicht. Aber ich habe einfach recherchiert, was es für Podcasts gibt. Habe mir ganz viele angehört und bin auf die zugegangen, die sympathisch klangen und zu denen mein Genre passt. Wenn man einfach mal Google anschmeißt, kommt man schnell an Adressen, bei denen man sich melden kann. Interviews bei Zeitschriften und Radio da bin ich gerade bei. Da gehe ich nach dem gleichen Schema vor.

Und gucke, welche Medien zu meiner Zielgruppe passen. Aber einfach mal hingehen. Einfach mal anschreiben. Fragen kostet nichts. Aber je zielgenauer und je passgenauer du die Anfragen machst, dann ist die Erfolgschance natürlich größer. Da habe ich auch ganz viel Zeit reingesteckt.

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Da hast du ja auch bei uns im Zeilenschlinger-Podcast eine Werbung veröffentlicht.

Meike: Ja, so haben wir zueinander gefunden. Selbst wenn man keine Marktforschungs-Ergebnisse oder Statistik-Tools hat, man kann auch in seinem Umfeld immer Fragen. Und daraus seine Schlüsse ziehen. Natürlich Online und Offline gucken, dass man da mehr Reichweite gewinnt. Leute, die nicht auf Instagram sind, auf andere Weise zu erreichen. Denn da glaube ich, dass der Buchmarkt da noch sehr klassisch wirkt.

Hattest du vor deinem Buchlaunch eine Frageliste für dein Umfeld?

Meike: Ich hatte einen Rundumschlag auch schon sehr früh gemacht. Was für Bücher liest du? Was ist dir wichtig beim Buch? Wie ausschlaggebend ist das Cover? Wie ausschlaggebend ist der Klappentext? Wie ausschlaggebend ist, wo du es kaufen kannst. Dass das Buch bei Thalia gelistet ist? Ist das für dich ein Qualitätssiegel? Es gab Fragen, was das ist. Das hatte mich auch schockiert, dass alle klassischen Buchhandlungskäufer Selfpublishing eben doch noch ablehnen. Weil das im Buchhandel einfach nicht stattfindet.

Ja, wir denken, dass die Akzeptanz von Selfpublishing steigt, aber auch nur weil wir in diese Buchbubble eingetaucht sind. Du musst immer erst beweisen, dass du ein Qualitätsverlust

Meike: Ich muss sagen, dass der Selfpublisher-Verband schon sehr gute Arbeit leistet, um ein bisschen mehr Transparenz zu bekommen.

Du hast nicht im Selfpublishing veröffentlicht, sondern im Verlag. Muss man denn als Verlagsautorin auch Marketing machen?

Meike: Wenn du nicht in einem großen Verlag bist und dein Nachname Fitzek oder Rowling ist, funktioniert das nicht von allein. Natürlich unterstützt einen der Verlag. Aber bei so kleineren Verlagen, wie Dunkelstern nunmal einer ist, muss man schon mithelfen.

„Mir war auch wichtig, schon beim den Verlagsvertrag abzuklopfen, was für Marketing vom Verlag übernommen wird. Aber natürlich muss man auch zuarbeiten.“

– Meike Piechota

Denn: Dein Buch ist dein Produkt, aber du bist die Marke als Autor. Du hast ja im besten Fall vor, mehrere Bücher zu veröffentlichen. Da musst du es erreichen, dass gesagt wird: „Uh, die finde ich gut“, wenn der Name Piechota fällt.

Was hat denn der Verlag an Marketing übernommen? Und in wiefern hattest du freie Hand?

Meike: Der Verlag hat mich vor allem durch sein Instagram-Profil unterstützt. Außerdem haben sie auch eigene Verlagsblogger, die auch Rezensionen schreiben konnten.

Mir war es sehr wichtig, dass ich den Verlag in alles einweihe, was ich tue, weil die Vermarktungsrechte offiziell beim Verlag liegen. Ich habe jetzt nicht jeden Post abgesprochen. Aber den Trailer, den ich habe einsprechen lasse. Aber da war der Dunkelsternverlag mega-entspannt. Sie haben alles durchgewunken. Ich kann nur empfehlen, auch wenn ihr einen Verlag habt, macht etwas, aber informiert den Verlag. Das ist auch ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts.

Was für ein Budget hast du dir denn selbst gesetzt?

Meike: Ich habe mir selbst ein Budget gesetzt. Ich glaube, dass man sich das selbst kalkulieren muss. Was schaffe ich? Jede Lebenssituation und jedes Gehalt ist anders. Aber da sage ich: Denke nicht in Problemen, denke in Lösungen. Denn da ist das Geld nicht das Problem. Wenn man einfach mal sucht, findet man super Lösungen, die nichts oder wenig kosten. Wenn du New York plakatieren will, ja das kostet Geld. Aber ich kann für 20 Euro im Copy Shop mein Cover ausdrucken lassen und die Straßen durchgehen. Ich hatte für mich eine Grenze von 500 Euro gesetzt, die ich bisher noch nicht gerissen habe. Wenn du 1000 Euro hast, kannst du 1000 investieren. Wenn du nur 50 Euro hast, kann das auch reichen. Das ist nicht das, woran der Erfolg eines Buches hängt.

Konntest du von deinen Marketing-Erfahrungen jetzt bei deiner Veröffentlichung profitieren?

Meike: Ich glaube schon, dass es mir hilft, das ganze Thema einzuordnen. Aber ich glaube ganz viel ist auch einfach „Trial and Error“. Also versuchen und aus Fehlern lernen, aber jede Käuferschaft funktioniert anders. Man fängt mit jeder Branche von vorne an. Und lernt, wie ticken die, was machen die. Vielleicht haben mir meine Erfahrungen eine Grundruhe im Thema Marketing gegeben, aber ich mache natürlich auch Anfänger-Fehler, wie jeder andere. Ich habe vorher mit Büchern – außer dass ich sie gelesen habe – nicht viel zu tun gehabt.

Das gesamte Interview findest du hier.

Meike Piechota (l.) erzählt im Interview mit Johanna Hegermann von den Erfahrungen in ihrem Buchlaunch. Dabei haben ihr beim Bookrelease die Erfahrungen aus ihrer Arbeit im Marketing geholfen. Trotzdem würde sie einige Aktionen in Zukunft nicht mehr machen. 

Foto von Meike: Lilia Kryzanovski
@lilia.photographer
Meike Piechota (l.) erzählt im Interview mit Johanna Hegermann von den Erfahrungen in ihrem Buchlaunch. Dabei haben ihr beim Bookrelease die Erfahrungen aus ihrer Arbeit im Marketing geholfen. Trotzdem würde sie einige Aktionen in Zukunft nicht mehr machen. Foto von Meike: Lilia Kryzanovski (@lilia.photographer)