Ob Thriller, Liebesroman oder Fantasy-Epos: Ein Genre ist ein Marketing-Instrument. Es ist eine Möglichkeit für den Buchhandel, die Themen der Bücher so zu ordnen, dass Leser gezielt ihre Wunschbücher finden können. Das haben wir schon in unserer zweiten Folge (Hier ist der Link zum Nachhören) des Zeilenschlinger-Podcasts erwähnt. Aber gibt es das perfekte Genre?
Lesegewohnheit und Verlagsvorlieben
Statistiken darüber, welche Genres am meisten gekauft und gelesen werden, sind selten und können kaum als repräsentativ bezeichnet werden.
In der Zeitschrift „Der Selfpublisher“ vom 26. Juni wurde dafür eine Studie von Lesestunden.de zitiert, die aus dem Jahr 2016 stammt. Darin wurde das Leseverhalten der Buchblogger untersucht und herausgefunden, dass 23,8 Prozent von ihnen Jugendbücher bevorzugen, 19 Prozent lesen allgemein „Romane“ und auf Platz 3 mit 15,4 Prozent überragt Fantasy sogar noch Krimis und Thriller (14,1 Prozent). Liebesromane wurden laut dieser Studie sogar nur von 6,4 Prozent der Buchblogger gelesen.
Aber warum bekommen viele Verlage und Agenturen rote Ohren, wenn ihnen ein Fantasy-Manuskript angeboten wird? Sollte dann nicht immer noch der Trend dahin gehen, den „nächsten Harry Potter“ zu finden?
Es gibt dafür mehrere Gründe. Zum einen werden besonders Fantasy Bücher gelesen, die auf den deutschen Markt importiert wurden. Ein Blick zu Lovelybooks zeigt eine aktuelle Liste der 23 Fantasy-Bestseller (Stand: Juli 2022). Die Autoren der Werke stammen aus Australien, Schweden, England, USA und Neuseeland. Nur vier dieser Bücher wurden von Autoren aus Deutschland verfasst. Einer zumindest noch aus Österreich.
Warum dann nicht mehr Fantasy aus Deutschland im Handel?
Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Wird vor allem importiere Fantasy gelesen, weil es nicht genug deutsche Autoren in diesem Genre schreiben? Weil nicht genug von ihnen in großen Verlagen veröffentlicht werden? Oder liegt es daran, dass der Markt gesättigt ist? Schließlich will der deutsche Markt nicht auf die Übersetzung internationaler Bestseller verzichten.
Fakt ist: Laut Statista.de lag der Umsatzanteil der Fantasy- und Science-Ficiton-Bücher im Deutschen Raum nur bei 5,1 Prozent im Bereich Spannung – wozu eben auch Krimis und Thriller gehören – war dieser Anteil etwa vier Mal so hoch.
Das erklärt auch den Blick auf die Spiegel-Bestsellerliste (Zuletzt betrachtet 5. August 2022). Hier findet sich nur selten ein Buch mit fantastischen Elementen. Stattdessen reihen sich hier erzählende Literatur und Spannung.
So gaben auch bei einer Online Umfrage von Splendid Research von 2017 mehr als die Hälfte der gut 1000 Teilnehmenden an, dass sie Krimis lesen würden.
Also nur noch Thriller und ernsthafte Literatur schreiben?
Was heißt das jetzt genau? Solltest du deine Ideen über den Haufen werfen und nur noch für den Markt schreiben? Nein! Wenn das nicht gerade das Genre deiner Wahl ist, in dem du dich wohl fühlst und für das du brennst, dann nicht. Schreib in dem Genre, dass dich glücklich macht.
Doch eine Marktanalyse deines Buches kann nur hilfreich sein. Im Selfpublisher ist in dem Artikel von Michael Hirtzy die Rede von einer SWOT-Analyse. Es geht also darum, die Stärken (Strength), Schwächen (Weakness), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) des Manuskripts zu Betrachen. Dies hilft auch bei der Positionierung und der Vermarktung. Hier geht es auch darum, vergleichbare Titel zu finden und zu vergleichen. Wie ist der Autor in der Vermarktung damit umgegangen. Was hat er gemacht, was du auch machen könntest? Was würde vielleicht besser funktionieren? Was passt nicht zu deinem Titel.
Mit den richtigen Argumenten hast du hier auch eine Möglichkeit Verlage, Agenturen und Buchhandlungen zu überzeugen, warum gerade dein Titel zu ihnen passt.
Es geht nicht darum, den Trends zu folgen. Weder thematisch, noch strukturell.
Ein Rezept für einen Bestseller gibt es nicht. Und auch die Aufnahme in den Buchhandel kann niemand vorhersehen – wenn man nicht gerade mit einem prominenten Namen daherkommt.
Aber wenn du dir eine Leserschaft aufbauen willst, dann konzentriere dich (vorerst) auf ein Genre. Platziere dein Buch so, dass du die Leser und Leserinnen ansprichst, die sich am ehesten dafür interessieren. Finde deine Nische und werde darin groß. Und je mehr du darin schreibst, desto besser werden deine Bücher. Mache dir die Regeln des Genres zu eigen, bis du mit ihnen spielen kannst.
Denn dann hast du das perfekte Genre für dich gefunden.